„Hilfe – ich habe mein Insulin vergessen!“ Auf Reisen eine ziemlich kritische Situation für Menschen mit Diabetes, wenn sie ständig auf dieses Medikament angewiesen sind. In Internetforen findet man dazu Erlebnisberichte, die gar nicht lustig sind. Aber letztlich ist dann immer alles doch noch gutgegangen.
Seit wann gibt es eigentlich die Insulintherapie? Es ist noch gar nicht so lange her: Vor genau 100 Jahre legten Forscher mit der Entdeckung des Hormons Insulin den Grundstein für eine wirksame Behandlung des Diabetes mellitus. Die gemeinnützige Gesundheitsorganisation „diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe“ würdigte mit einem Festakt in Berlin am 24. Juli 2021 dieses bedeutende Ereignis der Medizingeschichte.
Damals, im Sommer 1921, gelang den Wissenschaftlern Charles Best und Frederick Grant Banting in Kanada erstmals die Isolierung von Insulin aus den Bauchspeicheldrüsen von Hunden, und sie erbrachten den Nachweis der blutzuckersenkenden Wirkung dieses neu entdeckten Hormons. Sie entwickelten ihre Entdeckung zielstrebig weiter und konnten trotz einiger Rückschläge bereits im Januar 1922 einem lebensbedrohlich erkrankten 13-jährigen Jungen durch Injektion von tierischem Insulin helfen und seine gefährlich hohen Blutzuckerwerte senken. Der Junge lebte mit dem Insulin noch 13 Jahre und starb 1935, jedoch nicht an Diabetes. Auch bei weiteren Patienten gelang die Therapie mit dem Insulin.
Das war der Anfang, und seitdem hat es eine gewaltige Entwicklung der Insulintherapie gegeben. Zunächst standen die aus Schlachthausabfällen aufbereiteten, schnell wirkenden Rinder- und Schweine-Insuline zur Verfügung. Durch Verlängerung der Wirkdauer von Insulin mittels diverser Zusätze wurden dann die verzögert wirkenden Basalinsuline entwickelt. Seit 1982 wird das auf gentechnischer Grundlage beruhende sogenannte Humaninsulin in der Therapie eingesetzt. Außerdem entdeckte man, dass sich das Wirkprofil natürlicher Insuline durch Änderungen in der Struktur des Insulinmoleküls variieren lässt. So standen dann ab den 1990er Jahren kurzwirksame Analoginsuline zur Verfügung, ab 2000 auch langwirksame Analoginsuline.
Parallel dazu wurden die medizintechnischen Hilfsmittel für die Insulinapplikation und die Blutzuckerbestimmung ständig weiterentwickelt. Zur Schulung von Menschen mit Diabetes im Umgang mit ihrer Krankheit und dem Insulin gründete der Greifswalder Medizinprofessor Gerhardt Katsch 1930 in Garz auf der Insel Rügen das erste deutsche Diabetikerheim. Heute sind in Deutschland bei Typ-1-Diabetes die intensivierte Insulintherapie mit dem Insulin-Pen und die Insulinpumpentherapie Standard. An der weiteren Verbesserung der Insuline und der weiteren Entwicklung der technischen Hilfsmittel für die Insulintherapie wird weltweit intensiv gearbeitet.
(Nach Informationen von diabetesDE und Wikipedia)